Der Begriff geht auf den israelisch-amerikanische Medizinsoziologen Aaron Antonovsky (1923–1994) zurück.

Die Salutogenese steht im Gegensatz zu dem bei uns üblichen Pathogenese-Prinzip, bei dem (Pathogenese – Krankheitsentstehung) es im Kern darum geht, einen Feind zu identifizieren und diesen zu bekämpfen, was sich dann auch in den Begriffen ausdrückt, die zur Therapie verwendet werden: Anti- *diabetika, *hypertonika, *rheumatika, *depressiva, An- *algetika.

Damit wird häufig dem Körper, teils an der schmerzenden oder betroffenen Stelle, der Kampf angesagt und z.B. dort mit Injektionen vorgegangen. Der Patient befindet sich hier meist in einer vom Therapeuten abhängigen Beziehung, auf der einen Seite der Spezialist, der weiss worum es geht, auf der anderen Seite der hilfsbedürftige, im Extemfall unwissende Klient.

Im Gegensatz dazu möchte die Salutogenese dem Menschen dazu verhelfen, dass er -trotz seines Laienstatus- mehr und mehr zu seinem eigenen Spezialisten wird, im Sinne dessen, dass er mehr und mehr eine innere Stimmigkeit (Kohärenz) empfindet und von dort heraus mehr und mehr weiss, was für ihn am besten ist.

Gut dastellen lässt sich das in einem Bild, bei dem man sich vorstellt, dass der Mensch in einem Boot auf seinem Lebensfluß unterwegs ist. Während er bei dem Pathogenes-Prinzip im Falle einer Schwierigkeit aus dem Boot gerissen, repariert und dann wieder „heil“ eingesetzt wird, verhält es sich bei der Salutogenese anders. Der Patient nimmt zwar Hilfe an, in einem wertschätzenden Miteinander erhält er die Möglichkeit die innere Stimmigkeit des Vorgehens zu erfassen und lernt so immer mehr, dieser inneren Stimme zu vertrauen. Nach und nach entwickelt er ein Gefühl für das, was für ihn wichtig ist und wird nicht von jeder neuen Theorie über gesundheitliche Themen umgeworfen. Mögliche positve Folgen daraus sind das Erkennen von Wahlmöglichkeiten statt Alternativlosigkeit und das Erschliessen von neuen und alten Ressourcen statt Verharren in Defiziten.

Der davon geprägte wertschätzende Umgang zwischen Therapeuten und Klienten ist mir seit vielen Jahren ein tiefstes innerstes Anliegen.

Damit schließt sich automatisch ein „Besserwissen“ des Therapeuten aus, ebenso wie ein Ratschlägegeben, und es führt zu einer demütigeren Herangehensweise an die Themen des Klinenten.

Für den Klienten bedeutet das allerdings auch Abschied zu nehmen von einer Therapeutenvorstelleung, bei der auf diesen alles ausgeschüttet werden kann und eine Antwort vom Gegenüber erwartet wird. Dieser steht zwar mit seinem professionellen Know-how zur Verfügung, aber in meinem Sinne eher, um dem Klienten zu dem zu verhelfen, was oft schon in seinem Innersten vorhanden ist und nach Aussen Gestalt finden möchte.